Unsere Kirche
St. Rupert Amerang – ein geistlicher Weg durch die Kirche
Liebe Besucherin, lieber Besucher unserer Kirche!
Ich lade Sie ein, einen Weg durch diese Kirche zu gehen auf der Suche nach geistlichen Anregungen.
Der Weg beginnt im alten Hauptportal. Da erblicke ich bei genauerem Hinsehen links im Sockelmauerwerk Totengebein und Fegfeuerfiguren. Das erinnert in barocker Manier an unsere Vergänglichkeit.
Die Ölberggruppe darüber kann mir die rechte Einstellung zum Leben mitgeben: Orientiere dich am Willen Gottes! Jesus selber hat ja am Ölberg zum Vater gebetet: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.
Wenn ich dann die Schwelle in die Kirche überschreite, erinnert mich als Christ das Weihwasserbecken, dass mein Leben schon durch die Taufe diese Richtung aufgenommen hat. Ich bin eingeladen, mich dessen immer wieder zu vergewissern. Der Blick im Seitenschiff nach vorne zur Taufkapelle kann dieses Motiv noch verstärken.
Ich gehe dann in Richtung Mittelgang. Er bringt mir den Blick nach vorne, zeigt mir den Weg an zum Mittelpunkt der Kirche, zum Altar - es ist die Richtung nach Osten, dem auferstandenen und einst wiederkommenden Christus entgegen, den die Kirche seit alters in der aufgehenden Sonne symbolisiert sieht. Die Gebetsrichtung der Kirche geht nach Osten, ist „orientiert“ auf Christus hin.
Ich wende mich also auf meinem Weg durch die Kirche Christus zu. Auf diesem Weg habe ich viele Begleiter: Beim Gottesdienst ist es die Gemeinde um mich herum. Aber auch die Heiligen sind meine Begleiter - das zeigt mir der Kirchenraum. Da sind die 12 Apostel an den Pfeilern und Lisenen mit den Apostelleuchtern dazu. Im himmlischen Jerusalem stehen die Namen der 12 Apostel auf den 12 Grundsteinen der Mauer der Gottesstadt - so lesen wir im Buch der Offenbarung.
Die christliche Gemeinde steht also auf dem Fundament des Glaubens der Apostel, und das ist das Evangelium von Jesus Christus. Das zu verkünden, haben wir die Kanzel bzw. heute den Ambo.
Begleiter auf dem Weg zu Christus ist in der Ameranger Kirche in besonderem Maße
der hl. Rupert als Kirchenpatron, der uns vor allem in den Deckenbildern bis hin zum Hochaltarbild begegnet.
Wegbegleiter sind weitere Heilige: z.B. der heilige Johann Nepomuk, (die große Rokokofigur im Seitenschiff), der uns auf das Sakrament der Buße und Versöhnung hinweist, das wir in unserer Kirche in einem neuen Beichtzimmer (rechts hinten) empfangen können.
Dann haben wir in unserer Kirche besonders auch die so genannten 14 Nothelfer, sichtbar in den Deckenbildern des Seitenschiffs und in dem Bild, das über dem Südportal hängt.
Unsere wichtigste Nothelferin ist Maria, die Mutter Gottes. Wir haben eine Kopie der Wallfahrtsmadonna von Altötting, eingesetzt in die Nische an der Turmwand. Darunter können Opferlichter angezündet werden.
Im rechten Seitenaltar hängt das Altarbild der schmerzhaften Muttergottes, der Pietà. Davor steht eine schöne Madonna.
Ein anderes Wegmotiv, das es in allen Pfarrkirchen gibt, ist die Reihe der 14 Kreuzwegtafeln. Sie laden zu einem Rundgang ein, beginnend im Seitenschiff, dann im Hauptschiff wieder nach vorne führend in die Ost-Orientierung.
Da steht oder hängt das Kreuz vor uns: Neben dem Altar das Vortrage-Kreuz, im Seitenschiff das große gotische Kreuz an der Turmwand.
Zum Schluss noch zwei weitere Blickrichtungen, die mich als Beter ansprechen können. Da ist der "Heiland in der Rast" oder "Christus im Elend" - ganz im Hintergrund, fast ein bisschen versteckt unter der Empore. Nicht unpassen, wie mir scheint. Vielleicht möcchte ich, wenn ich einmal bedrückt von Sorgen und Fragen kommen, eher etwas verborgen im Hintergrund beten.
Und schließlich die Einladung, mich in eine Bank zu setzen oder zu knien mit dem Blick zum Tabernakel ganz vorne. Als Christen glauben wir: Der Herr ist da, gegenwärtig in der Eucharistie. Er will uns vor allem begegnen im Gottesdienst, aber durchaus auch im persönlichen Zwiegespräch und in der Anbetung.
Die Kirche ist offen, und der Herr lädt uns ein, dass wir ihm in vielfältiger Weise begegnen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen.
Josef Reindl, Pfarrer
Fotos: Jürgen Schnorpfeil (2021)
Die Schwarze Muttergottes in der Ameranger Pfarrkirche ist eine Nachbildung der Altöttinger Muttergottes. Diese ist auch klein, nur 65 cm groß. Sie wurde um 1330 in Frankreich geschnitzt und ist über das Zisterzienserkloster Raitenhaslach nach Altötting gekommen. Die Muttergottes und das Jesukind tragen Kronen und reich verzierte barocke Gewänder.
Es wird vermutet, dass die schwarzen Madonnen nicht zufällig schwarz sind, durch Ruß oder Nachdunklung des Holzes, sondern schwarz bemalt wurden. Der amerikanische Religionswissenschaftler Stephen Benko schreibt: Die schwarze Madonna ist die antike Erdgöttin, die zum Christentum übergetreten ist.
R. Größ