Pfarrverband Amerang
 

Gedanken zum Karfreitag



Eines ist sicher, der Tod Jesu war kein „Unfall“!



Im Gegensatz zu den Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas, die nur von einer Reise Jesu nach Jerusalem erzählen, berichtet uns der Evangelist Johannes, dass Jesus mehrmals zu den großen jüdischen Festen nach Jerusalem pilgert. Was historisch gesehen, auch eher der Wahrscheinlichkeit entsprechen dürfte. Und jedes Mal, eskaliert die Lage, also der Streit mit der jüdischen Obrichkeit. Einmal entkommt er nur knapp einer Steinigung.
Jetzt sagt Jesus seinen Jüngern, dass er wieder zum Paschafest nach Jerusalem gehen will. Sie aber warnen ihn: „Bist du verrückt? Weißt du nicht mehr, was beim letzten Mal passiert ist?“ werden sie argumentiert haben. Er aber besteht darauf und schließlich sagt Thomas, einer der 12 Jünger: „dann lasst uns mit ihm gehen, und wir alle werden mit ihm sterben!“ Sie wussten also alle, worauf sie sich einlassen.



Warum musste Jesus den schrecklichen Tod am Kreuz sterben? Uns wird gesagt, um uns zu erlösen. Wegen unserer Sünden. Damit der Mensch, der sich durch seine Sünden von Gott getrennt hat, wieder mit IHM - Gott versöhnt wird.
In der Geschichte gab es große Theologen, die meinten, dass es zur Versöhnung zwischen Gott und Mensch ein großes Opfer gebraucht hat. Dass sogar ein „Menschenopfer“ nicht ausgereicht hätte, dass es das Opfer eines „Gott-Menschen“ gebraucht hat.



Für mich, der ich an einen guten, an einen barmherzigen, an einen menschenliebenden Gott glaube, passt das irgendwie gar nicht in mein Gottesbild. Ist Gott so unbarmherzig, dass sein Sohn so qualvoll am Kreuz sterben muss, damit ER versöhnt ist?



Für mich macht das Ganze nur einen Sinn, wenn ich meinen Blickwinkel ändere.
Wenn ich die Geschichte nicht aus den Augen eines Menschen, sondern aus den Augen Gottes anzuschauen versuche. Wenn ich mir klar mache, dass Jesus selbst dieser Gott ist! Der freiwillig lieber selbst den Foltertod am Kreuz auf sich nimmt, als auch nur Einen, der von Gott aus Liebe erschaffen wurde, zu verlieren!



Aber warum brauchte es dazu wirklich diesen grausamen Opfer-Tod am Kreuz? Hätte es da nicht genügt, dass Gott, der ja schließlich Gott ist, einfach sagt: „So, ab jetzt sind wir wieder gut – alles vergessen und verziehen“?



Ich glaube, dass wir auf die Frage warum hat es diesen Karfreitag gegeben, warum musste das sein, in dieser Welt keine Antwort kriegen werden. Gott, und alles was er tut, ist für uns Menschen ein „Mysterium“, ein großes Geheimnis.



Genauso bekommen wir meist keine Antwort auf die Frage nach dem „warum“, zu den „Karfreitagen“ in unserem Leben.
Warum müssen Eltern erleben, dass ihr Kind stirbt?
Warum wird einem Kind die Mutter genommen, die es doch so dringend braucht?
Warum muss ein Mensch hilflos zusehen, wie ein geliebter Mensch an einer schweren Krankheit stirbt?
Warum verliert ein junger Mensch, der sein ganzes Leben ja noch vor sich hat, bei einem Unfall – in 1 Sekunde – seine Gesundheit und ist für sein ganzes Leben „schwer-behindert“?



Wenn uns derart Schlimmes passiert, dann stellen wir uns die Frage nach dem „warum“. Wir möchten den Grund wissen, damit wir vielleicht einen kleinen „Sinn“ in dem großen Leid erkennen und es dadurch leichter ertragen können. Selten kriegen wir eine Antwort auf die Frage nach dem „warum“ in unserem Leben. Manchmal höre ich auch die Frage: „was habe ich angestellt, ja verbrochen, dass ich so gestraft werde?“ Auch darauf gibt es meist keine Antwort.
Nur eine Antwort gibt es auf alle diese Fragen: Die Antwort ist heute, es ist der Karfreitag! Gott straft uns nicht! Er will, dass wir alle einmal das Leben in der ewigen Freude haben! Und dafür lässt er sich lieber selbst ans Kreuz nageln, als dass auch nur ein Einziger verloren geht!


Predigt am Karfreitag in der "Feier des Leidens und Sterbens Jesu" in St. Peter und Paul in Evenhausen, am 2. April 2021

Diakon Johann Schmidt